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Die Auslegung der Speisung der Fünftausend nach Markus Evangelium 6, 30 – 44 Semiotische Methode
Textkritik
Als Versuch, den „Urtext“ zu rekonstruieren, sind hier als Beispiele zwei Varianten angeführt.
Vers 37
In diesem Vers ist das Wort auvtoi/j am Ende des die direkte Rede einführenden SatzesВ o de apokriqeij eipen von einigen wichtigen alten Textzeugen nicht bezeugt.
Der handschriftliche Befund:
Die vom Text-Apparat angeführte Variante mit auvtoi/j ist quantitativ ziehmlich stark bezeugt, allerdings vornehmlich durch Zeugen des Koine-Texts: der Kodex A (B. Aland: Alexandrinus - griechischer ständiger Zeuge erster Ordnung, Majuskel, Kategorie V, Alter V. Jh.) und Minuskeln: die Minuskelfamilie 1 (ständiger Zeuge erster Ordnung, versch. Kategorie III), 33 (IX. Jh., Kategorie II, Spät-Alexandrinisch), 892 (griechischer ständiger Zeuge zweiter Ordnung, IX. Jh., Kategorie II, Spät-Alexandrinisch.) und 2427 (Kategorie I, nicht eingeordneter griechischer ständiger Zeuge, vermutlich XIV. Jh.).
Dieselbe Variante enthalten auch Majuskel L (griechischer ständiger Zeuge
mss
erster Ordnung, Kategorie II, Alter VIII Jh.) und saВ В В В В В В - eine der koptischen Гњbersetzungen (= shaidischer Dialekt).
Also hat die Variante mit auvtoi/jВ auf ihrer Seite sowie einen sehr alten Textzeugen (Alexandrinus), als auch einen besseren Zeugen (2427 - Kategorie I). Somit sind die das WortВ auvtoi/jВ enthaltenden Handschriften qualitativ gut zu charakterisieren, quantativ auch nicht sehr schwach, aber doch nicht genügend, um die grosse Zahl aller anderen Handschriften ohne diese Variante zu überwiegen. Aufgrund dessen fällt in der äusseren Betrachtung die Entscheidung auf die Variante ohne auvtoi/j am Ende des Satzes.
Textkritisches Urteil:
Gemäss den inneren Kriterien kann man davon ausgehen, dass die kürzeste Lesart eher ursprünglich ist, und damit ist die im Apparat angegebene Variante als mkögliches Ergebnis von Ergänzungen zu betrachten. So sehen wir, dass das Wort auvtoi/j hier wirklich eine ergänzende und deutende Rolle spielt, und es ändert prinzipiell sowie inhaltlichen als auch grammatisch an der Struktur des Satzes und des ganzen Verses gar nichts, weil ohne auvtoi/jВ dem Leser klar genug ist, dass Jesus den Ihn fragenden Jüngern antwortet. Auch weil die Zahl der Handschriften, die auvtoi/jВ nicht haben, überwiegt, ist hier ein Versehen des Abschreibers nicht zu vermuten. Da dieses Wort eindeutig in der Parallelstelle bei Mt 14, 16 steht, ist es auch mköglich, dass sein Erscheinen in den Handschriften des MkEv irgendwelchen Zusammenhang mit dem MtEv hat. Diese Vermutung wird auch von der Datierung der ältesten Handschrift, die „ihnen“ enthält, bekräftigt: das ist Kodex Alexandrinus, der mit dem V. Jh. datiert wird – und das ist die Zeit, zu der schon jahrhundertelang alle vier Evangelien in den Gemeinden zusammen zirkulierten, so dass der Abschreiber diesen einzigen Unterschied zwischen Mt und Mk an dieser Stelle bemerken konnte und womköglich einen redaktionellen Eingriff machte.
Ergebnis:
Aufgrund der äusserlichen und innerlichen Kriterien fällt die Entscheidung auf die Lesart: o de apokriqeij eipen.
Vers 41
Es geht um eine der wenigen Abweichungen in diesem Vers, die in verschiedenen Handschriften auftauchen, und zwar um eine Einfügung
des Wortes penteВ zwischen tou.j a;rtouj in der Wortgruppe kai. kate,klase tou.j a;rtouj in einigen Handschriften.
Der handschriftliche Befund:
D (Bezae Cantabrigiensis),В W (Freerianus) und it - mehrere altlateinische Handschriften bezeugen die Lesart: kai. kate,klase tou.j pente a;rtouj .
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Die Lesart nach NestleВ В В В ist sowie quantitativ, als auch qualitativ gut bezeugt, weil alle bis jetzt gefundenen Handschriften an dieser Stelle für kai. kate,klase tou.j a;rtouj einig sind, und im Apparat zu o.g. Auflage die Ausnahme in Bezug auf alle vorhandenen Zeugen angezeigt wird. Da das Wort penteВ
D (Kategorie IV, ständiger Zeuge erster Ordnung, Majuskel, Alter V. Jh. Inhalt: Evangelien, Apostelgeschichte und Katholische Briefe) und W (Kategorie III, griechischer. W griechischer ständiger Zeuge erster Ordnung, Majuskel , Alter IV. – V. Jh. Inhalt: Evangelien) als die Hauptvertreter des „westlichen“ Textes, die nur einzigen griechischen Zeugen zur o.g. Variante, die zwar ständig sind, bleiben aber die einzigen unter der grossen Zahl der an dieser Stelle opponierenden Handschriften. Aus den ziemlich zahlreichen Гњbersetzungen, die vom griechischen Original geschaffen waren, sind auch nur eine lateinische Гњbersetzung für die Variante mit pente positiv; unter den anderen Гњbersetzungen ist sie aber wohl die wichtigste, wenn man den zeitlichen Grund annimmt, denn sie ist faktisch die früheste.
Textkritisches Urteil:
Die griechischen Zeugen wie Bezae Cantabrigiensis und Freerianus sind zwar sehr wichtige, aber nicht die frühesten und nicht die wichtigsten gegen die eindeutig überwiegende Zahl aller anderen Handschriften. Es kann auch sein, dass gerade sie für die altlateinischen Гњbersetzungen als Vorlage dienten und wir deswegen ihre Variante auch bei altlateinischen Гњbersetzungen finden. Zu den mköglichen Ursachen der Entstehung von pente an dieser Stelle bei dieser Wortgruppe sei auch ein Abschreibfehler genannt, dass man die Worte tou.j pente a;rtouj , die in diesem Vers schon zu sehen sind, zufällig zweimal abschreiben konnte; besonders wenn sie z.B. in der Schrift untereinander in der Vorlage geschrieben standen, konnte das den Fehler bei dem Abschreiber verursachen.
Inhaltlich passen beide Varianten, auch die grammatische Konstruktion stkört
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keine dieser Variationen, nur stilistisch ist deutlich die von Nestle übernommene Variante besser, da unser Text als Prosa keine Wiederholung dieser schon mitgeteilten Information braucht, dass Jesus alle Brote, die vorhanden waren, in Seine Hände genommen hatte und alle auch verteilte. Nur kann es eine Kommentardeutung sein, dass Er für Sich Selbst kein einzigen Brot gelassen hatte. Aber es ist also sehr wahrscheinlich nicht ursprünglich, denn es lässt sich durch nichts beweisen.
Ergebnis:
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Ich nehme also mit NestleВ an, dass die Lesart kai. kate,klase tou.j a;rtouj
ursprünglich ist, da es eigentlich die Mehrheit der ausgezeichneten Handschriften bezeugt.
Syntagmatik
II.1. Wortschatz (Lexikon)
Für den Textabschnitt MkEv 6, 30 – 44 nicht kennzeichnend ist die Vorliebe für bestimmte Wkörter: alle mehrmals im Text wiederholten Wkörter sind sozusagen lebenswichtig für diese Erzählung: wenn wir im Text 6-malВ В a;rtoj und 5-malВ ivcqu,j finden, bedeutet es gar nicht, dass Markus diese zwei Substantive im Text akzentuieren will; die Erzählung wäre nicht gelungen ohne diese mehrmalige Wiederholung. Desweiteren sind am meisten vorkommende Wkörter im Text (sowie Verbe, als auch Komposita und Pronomen in ihren Formen sind auch gezählt):В autoj 19-mal, legwВ 7-mal, ercomai 7-mal, pan 6-mal, poluj 6-mal.
Die Sätze sind parataktisch durchВ В kai aneinandergeschlossen, selbst die neuen Abschnitte beginnen mit kai.
Ein dreimal wiedercholtes WortВ e;rhmoj to,poj kommt auch in zwei anderen synoptischen Evangelien vor sowie die Bezeichnung oi` maqhtai. .
oi apostoloi kommt auch im Lk Ev vor, auch im Lk Ev werden die Jünger als dwdekaВ genannt. Bei den Synoptikern treffen wir auch absolut gleiche Wortgruppen an verschiedenen Stellen.
II.2. Wortarten und Wortformen (Grammatik)
Alle Akteure dieses Textes, die mittels der Substantive in der linguistischen Struktur des Textes dem Leser gekennzeichnet sind, werden dem Leser schon von Anfang an vorgestellt, schon ab Vers 32 kommen keine neuen Helden in den Akt hinein.
Bei den Verben überwiegt als Zeitform das aoristische/historische Präsens – wohl um spannender zu erzählen. Durch die Darstellung wesentlicher Partien des Textes im Präsens (V. 31, 37 und 38) werden sie auch den Hkörern unmittelbarer vergegenwärtigt. Es finden sich in diesem Textstück überwiegend Verben, die ein charakteristisches Kennzeichen für die Erzählform sind. Davon sind die Verben überwiegend in der aoristischen Form. Merkwürdig ist, dass unter diesen Verben im Aorist gleichzeitig Verben im Präsens auftauchen. Man kann sich wohl denken, dass entweder der Autor dadurch dem Leserhelfen wollte, der mit überwiegenden Vergangenheitstempora zu sehr in die Vergangenheit geratt, indem er in dieser Vergangenheit mit gegenwärtigen Tempora sich die Situation leichtervergegenwärtigen konnte; oder, was mir logisch genug scheint, Markus fasste schon miteinander geschriebene Textstücke in eine Einheit zusammen, ohne sie irgendwie deutlich zu verbessern.
Imperative nehmen in dem Abschnitt, wo man den Dialog der Jünger mit Jesus findet (V. 36 bis V. 38) zu. Im Dialog wird auch von den Jüngern der Konjunktiv gebraucht als ein Zeichen für ihr Begeren. Partizipien sind sehr oft im Text präsent, was für die altgriechische Sprache absolut üblich ist. Adjektive sind im Text nicht sehr zahlreich, aber es werden trotzdem genug viele Substantive adjektivisch beschrieben: die Leute sind zahlreich, der Ort ist köde, die Weide ist grün – aber das sind im Grunde genommen alle Gegenstände, die der Autor qualitativ beschrieben hat. Im Textstück sind alle Formen von Pronomen präsent. Wegen der statistischen Genauigkeit des Textes werden genug viele Numeri verwendet. Grob gesagt wird die ganze Geschichte diesen Zahlen gewidmet: also, mit so und so wenigen Stücken Brot und Fische werden so und so viele Leute gesättigt. So wird hier eine logische Kette gebildet: der eigentliche Sinn des Erzählten führt zum Erstaunen über die Zahlen, das Wunder aber weist auf den Wundertäter.
II.3. Verknüpfung von Wkörtern und Sätzen
Für die Verknüpfung zwischen Wkörtern und Sätzen hat der Autor in überwiegendem Mass В kai. benutzt. Merkwürdig oft kommt in diesem Textstück dieses Wort vor. So oft, dass diese immer wieder vorkommende Wiederholung den flüssigen Verlauf der Erzählung sogar stkören kann, obwohl dieses Wort im Gegenteil sozusagen zum Glätten des Textes durch Verknüpfung bestimmt ist.
Ausser diesem Verknüpfungswort findet man noch je zweimalВ o[ti , i[na undВ de. .
Das letztere dient dem Ziel der Darstellung einer anderer Position im Dialog (wir haben hier als Kontext das Gespräch Jesu mit Seinen Jüngern), es kkönnte aber auch ein Hebraismus sein, wenn Markus dieses de als Fortsetzung des Dialoges zeigen wollte.
o[ti und i[na führen den Nebensatz an, wie es auch sein soll.
II.4. Stilmerkmale
Wegen dominierender Konjunktion kai. ist der Text deutlich narrativ.
Die überwiegenden Movements-Verben machen den Text zum dynamischen Typ. Der Text enthält nicht nur die Darlegung der Begebenheiten, sondern – wie es ein Bericht immer hat – die Erklärungen und Kommentare zum Geschehenen: V. 31, 33, 34 und 42.
Die ursprünglichen Stücke der vormarkianischen Sammlung sihet man bei dem synoptischen Vergleich des Mt und Mk Evangelien. Bei Lk finden wir aber eigentlich nichts Deutliches davon, dass er in diesem Textstück dieselben Stücke der Handschriften (oder wie sie auch aussahen) hatte, sondern er hat das Evangelium selbst geschrieben, wie er auch anfangs bezeugt hat.
So scheint nach allen o.g. Gesichtspunkten der gegebene Text seinem Stil nach ein Bericht zu sein.
Ist es eine Vermehrungs- und Geschenkswundergeschichte? Da fehlt aber bei letzteren 2 zentrale Motive der Bitte, die in den Geschichten solcher Art hauptsächlich zentral ist.
Ich würde den Stil des Textes schlechthin als „ein Bericht aus dem ,Evangelium’“, welches wir z.Z. als selbstständige literarische Form haben, bestimmen.
II.5. Aufbau und Gliederung des Textes
Um zu einer klaren Gliederung des Textes kommen und seine Teile syntagmatisch zu charakterisieren betrachten wir anfangs den Text mit Hilfe der s.g. Funktionen nach W. Propp :
V. 30 Abwesenheit der Apostel. Der Text beginnt also nach Markus mit der Rückkehr der Jünger Jesu. Die Jünger werden doch im Text „Apostel“ genannt, Jesus aber nur „Jesus“, also ohne irgendwelchen Titel. Wird deswegen Jesus Selbst in dieser Geschichte z.B. als Christus nicht erkannt?
V. 31 Jesus gibt den Befehl. Hier erfahren wir auch, dass die Jünger doch auch selbst hungrig sind. Es ist in diesem Vers die Erklährung vom Autor (Redakteurs?) zu finden.
V. 32 Die Jünger sind Seinem Gebot gehorsam.
V. 33 Disjuktion. Die Volksmenge eilt zu Jesus und Seinen Jüngern; d.h., dass ihnen etwas fehlt. Das Volk sieht die Jünger und folgt ihnen, um sich zu Jesus zu versammeln.
V. 34 Disjuktion. Jesus bestätigt diesen Mangel im Fehlen eines Lehrers bzw. Hirten. Brot im übertragenem Sinn, an dem es den Leuten fehlt, ist Lehre, die ihnen Jesus darbringt. Jesus kommt in diesem Vers zu dem Ort, an dem die Handlung des Wunders stattfindet. Das ist ein ködes Ort. Das Volk leidet (?) hier, ohne über etwas zu klagen. Die Lehre Jesu, von welcher wir in diesem Vers lesen, war hköchstwahrscheinlich eine Predigt über das Aktuellste für die „Schafe ohne Hirten“, - über die geistliche Speise. Jesus tritt in Seiner Predigt und in der ganzen Geschichte eigentlich als der Hirte auf, obwohl, wie es schon oben bemerkt wurde, trägt Er in diesem Text keinen Titel und keine Bezeichnung überhaupt; für den Verfasser ist Er in diesem Text nur „Jesus“.
V. 35 Die Apostel werden in diesem Vers zu den Jüngern. So sehen wir, dass vom Standpunkt dieser Geschichte die Jünger Jesu, wenn sie bei Ihm sind, oi` maqhtai sind und ohne Ihn schon oi apostoloi sind.
V. 36 Disjuktion. Die Jünger bestätigen den Mangel des Volkes im Fehlen der Speise. Jesus tut dies auch. oi` maqhtai äussern ihre Bitte an Jesus. Wurde die Speise bei den Jüngern gefunden? Gemäss Joh Ev bei einem Knaben. Die meisten Bibelübersetzungen interpretieren diesen Satz als Frage der Jünger an den Meister. Der Grund dafür ist das Wort, welches sich in folgendem Vers befindet: apokrinw .Die Gute-Nachricht Bibel setzt hier ein Ausrufezeichen.
V. 37 Fragen auf Fragen. Hier ist nicht ganz klar, ob man die Worte Jesu als Bitte oder Befehl definieren kann. Ich entscheide mich in diesem und im folgenden Vers dafür, die Worte Jesu als Gebot ausschliesslich aufgrund des Makrosystem zu verstehen, also nach dem Kontext des ganzen Evangeliums, wo Jesus eigentlich nie eine Bitte geäussert, sondern nicht aufgrund der linguistischen Analyse, denn sowie im Vers 36, welchen ich zur request hingewiesen, als auch in diesem und im folgenden Vers stehen grammatische Imperative. Die Worte der Jünger sind etwa ein Impuls zur ganzen Geschichte geworden, und eben ab diesem Vers bricht Jesus zu Seiner wunderbaren Handlung auf. Manche interpretieren die Worte Jesu „ do,te auvtoi/j u`mei/j
fagei/n „ als eine Prüfung oder Provakation Seiner Jünger.
V. 38 Jesus versucht Erkundigungen einzuziehen. Jesus gibt ein Gebot. Die Jünger als die Empfänger der Gebote Jesu sind gehorsam. Fragen auf Fragen. Wieso? Ist irgendwas unverständlich?
Jesus hat sie nur nach Brot gefragt, sie haben aber in der Antwort auch Fisch erwähnt. Also sie verstanden unter Seinem Befehl, die Menge der Brote zu zählen, als überhaupt irgendwelche Speise anzuschauen.
V. 39 Jesus gibt Seinen Jüngern den Befehl. Nach etwas Trinkbarem wird gar nicht gefragt.
V. 40 Die Jünger als die Empfänger der Gebote Jesu und die Leute als die Empfänger des Gebotes der Jünger sind gehorsam.
V. 41 Ist die Segnung als Bitte an Gott zu differenzieren? als ein Bekommen eines Adjuvanten in der Person Gottes? Der anfängliche Mangel wird behoben.
V. 42 Der anfängliche Mangel wird behoben. Sind Brot und Fische verwandelt? Die Jünger als die Empfänger von der Gebote Jesu und die Leute als die Empfänger des Gebotes der Jünger sind gehorsam. Das Essen ist in Fülle vorhanden.
V. 43 Der anfängliche Mangel wird behoben. Das Essen ist in Fülle vorhanden.
V. 44 Das Essen ist in Fülle vorhanden. Keine Manifestation des Sieges, keine Apophthegmata am Ende. Niemand ist belohnt und niemand entlarvt. Niemand bleibt bescheiden. Keiner in dieser Geschichte bleibt ohne Hilfe. Niemand erleidet eine Niederlage. Zum deutlichen Akzentuieren wird die gesamte verwunderliche Statistik über 5000 Männer, die assen und satt wurden, zum Ende der Erzählung gemacht. Am Anfang des Textes sehen wir keine Akzente auf / mit irgendwelchen sprachlichen Zeichen, sondern eine richtige vorbereitende Vorgeschichte, die alles weitere im Text erklären sollte, denn die Struktur des Textes zunehmend bis zum Ende und am Ende lässt einfach keinen Platz für Erklärungen.
Gemäss der Bestimmung des Aktionsbereiches gehkört der Text zu dem Aktionsbereich des Helfers.
Innerhalb dieses Textstückes aus dem 6. Kapitel wechseln die Helden der Erzählung mehrmals. Es sind aber drei Hauptakteure bzw. Akteurgruppen zu markieren, unter denen eigentlich der ganze Akt verläuft: das sind die Nächsten Jesu, die hier einmal oi` avpo,stoloi und einmal oi` maqhtai. genannt worden sind. Sie erköffnen das ganze Textstück. Der zentrale Akteur ist Jesus. Seine Zentralität sieht man von Anfang an, denn es wird berichtet, dass die Apostel zu Ihm zurückkehrten, also Er steht im Zentrum der Erzählung schon im dreisigsten Vers. Er ist aber nur einmal dem Namen nach genannt. Als dritter Akteur ist die Volksmenge genannt, die aber keine feste Bezeichnung in dem Text bekommen hat, sondern diese Leute werden mit den substantivierten Partizipien gemäss ihrer Handlungen benannt: am Anfang des Textes oi` evrco,menoi kai. oi` u`pa,gontej , dann polo.n o;clon und am Ende
oi` fago,ntej; und innerhalb des Textes werden sie auch alsВ polloi charakterisiert.
Luther- und Eberfelder-Bibel setzen die Grenze für den Bericht über die Sättigung der Fünftausend als Mk 6, 30 – 44, Synopsis Quattuor Evangeliorum, Patmos Synopsis, auch Herdes Kommentar u.a. aber im
Mk 6, 32 – 44 und Mk 6, 30 - 31 ordnen sie zu einem getrennten Bericht „Die Rückkehr der Apostel“ an. Die letztere Variante finde ich sinnlos, weil die Rückkehr der Apostel als alleinstehende Erzählung inhaltlich überhaupt keinen Sinn hat, sondern sie muss irgendwelchem sozusagen Grossthema untergeordnet sein, und dieses Grossthema ist in diesem Fall eben unsere Geschichte der Speisung der Fünftausend, weil in allen synoptischen Evangelien die Rückkehr der Apostel eben zusammen mit dieser Erzählung der Speisung erwähnt wird. Eine solche Vorgeschichte war dem Erzählenden nkötig, um zu erklären, warum später die Handlungsarena gerade an dem Platz stattfindet, wo sie stattgefunden hat.
Ich hätte den Text bzw. ganzen Motifem in 3 nicht ganz deutliche Motifs gegliedert:
V. 30 – 34 Eingangsstück:
Akteurbewegungen vor dem eigentlichen Hauptakt. Hier scheinen mir zwar keine unverknüpften Sätze zu sein, aber die Merkmale keiner glatten Einheit dieses Teiles ist zwar nicht grammatisch, aber inhaltlich auffallend: zum Vers 30, wo die Apostel über ihre Taten erzählten, fehlt im nachfolgenden Vers 31 keine Reaktion von der Seite Jesu. Die in den Verse 30 und 31 enthalten eine Unebenheit und Ungekoppenheit, weil in V. 30 die Rede davon ist, dass sie sich untereinander unterhalten, aber in V. 31, dass die Leute zu ihnen kamen und weggingen und sie auf irgendwelche Weise mit ihnen zu tun hatten, so dass sogar keine Zeit zum Speisen ihnen verfügbar war. Die Verse 31 und 32 scheinen ohne redaktionellen Eingriff und von Anfang an zusammenstehende zu sein, denn in beiden finden wir den Akzent auf denselben Wkörtern:
katV ivdi,an. In diesem Teil geschieht ein ständiger Wechsel von Ort und Zeit. Der ganze Teil ist einigermassen die Einleitung der Geschichte. Dieser Teil ist ein typisches Beispiel für die textsyntagmatische Ausdehnung, wo der Fabel-Kern erweiter wird.
Mittelstück:
V. 35 – 38 Dialog. Der Dialog, wie schon gesagt, bringt den Leser in die Gegewart. Mit dem Dialogende geschihet die eigentliche Wende bzw. Peripetie von einer Situation in ihr Gegenteil.
V. 39 – 41 Fabel-Kern: Wunderakt. Im selben Geschehen des Wunders, wenn wir es getrennt vom Kontext nehmen, sieht man nirgendwo den Zeitpunkt des Wundergeschehens.
Von dem Ereignis Wunders erfahren wir erst in den Versen 42 - 44:
V. 42 – 44 Schlussstück:
Zusammenfassung. Hier wird deutlich gezeigt, worin eigentlich das Wunder bestand. In diesem Teil liegt die Kulmination. Das Wunder wird hier nicht in der Handlung selbst, sondern ausschliesslich in ihrem Resultat gezeigt.
In allen drei o.g. Teilen sind die Spur des Redakteur vorhanden:
V. 31 - Erklärung
V. 33 - Erklärung
V. 34 - Kommentar
V. 42 - Kommentar und Erklärung
Wie schon gesagt wurde, ist die überwiegende Zeitform des Erzählenden die Vergangenheit, die durch Aorist ausgedrückt worden ist. Aber der ganze Block des Dialoges Jesu mit den Jüngern V. 35 bis V. 38 ist gegenwärtig präsentiert. Ganz unerwartet finden wir aber das alleinstehende Präsens in V. 31. Der TextВ endet mit dem zusammenfassenden Vers 44, der die ganze Erzählung im Vergangenheitstempora verbucht.
Semantik
Zu den einzelnen Wkörtern folgende Beobachtungen:
e;rhmoj (V. 31, 32, 35) ist im Neuen Testament meist begrifflich zusammengefasst mitВ topoj, wie auch in unserem Text. Es kann sowohl die „Wüste“, als auch das „einsame Weideland“ bedeuten, denn in Lk 15, 4 lässt der Hirte die 99 Schafe en th erhmw. Das Neue Testament gebraucht e;rhm- in sehr verschiedenartiger stylistic nuance. Hier sind die wichtigsten:
- Die einsame Gegend, an der kein Mensch anzutreffen ist, in welcher sich daher der wilde Besessene herumtreibt (z.B. Lk 8, 29) und die mancherlei Gefahrenfür Leib (z.B. Lk 10, 30) und Seele enthalten kann. Sie ist auch ein Ort der Flucht und des Verstecks für den Aufrührer.
- Eine besondere Bedeutung hat die Erinnerung an Israels Wüstenzeit, und zwar in doppelter Hinsicht: einerseits ist sie durch Israels Ungehorsam bezeichnet, aber auch jene Zeit blieb eine Gnadenzeit Israels, in der Gott an Seinem Volke besondere Zeichen und Wunder tat und zu ihm in besondere Weise sprach.
- Dass eine Stadt oder ein Land e;rhmoj (=verködet) wird, kann Folge des
В В В В В gköttlichen Zornes sein (z.B. Lk 23, 38).
- В Für Jesus (und das ist eben der Punkt, der zuВ diesem Text passt) ist
В В В В В die menschenleere Gegend ein Ort, an dem Ihn nichts von Gott trennt,
den Er daher aufsucht (z.B. Mt 14, 13) oder – hier in unserem Fall – anВ
den Er Seine Jüngerführt, um sie der Unruhe zu entziehen.
avgora,xw (V. 36) - heisst „kaufen“, aber nur auf dem Marktplatz.
dhnari,wnВ (V. 37) - Denar. Rkömische Silbermünze. Der Wert dieser Münze kommt in Mt 20:2 vor, wovon wir erfahren, dass es ungefähr den Arbeitslohn für einen Tag entspricht.
i;dete (V. 36) - eine neutestamentliche Variante zum ida. Nicht nur “sehen”, sondern auch “einsehen”, “erfahren”. Noch genauer: etwas sehen und dadurch wissen.
clwroj (V. 39) - ein Wort, welches in der alt-griechischen Literatur, im Grunde genommen in der poetischen Literatur, verwendet wurde.
o co,rtoj| (V. 39) - die eigentliche erste Bedeutung dieses Wortes ist die Einfriedung, im übertragenen Sinne “ die Nahrung”, im Neuen Testament wird auch als “Saat” verwendet.
o artoj (V. 38, 41, 44) - ist ein Polysem und wird oft in generischem Sinn verwendet: als Hauptspeise überhaupt. Besonders in der Makrostruktur des Neuen Testamentes wird „Brot“ als Polysem verwendet. In der Struktur dieses Berichtes wirdВ o artoj zwar als Monosem verwendet (wir sehen, dass die konkreten Brote von den Jüngern gezählt werden), es lässt sich trotzdem hinter der Struktur des Textes eine Assoziation der Predigt Jesu, über welche in V. 34 berichtet wird, als geistliches Brot zu erkennen.В So geschieht im Text eine Sättigung sowie mit dem materiellen, als auch mit dem geistlichen Brot.
euvlo,gew (V. 41) - Bei wenigen Wkörtern der neutestamentlichen Sprache wird es so deutlich wie bei diesem Wort, dass sie ihren Gehalt als Гњbersetzung hebräischer Wkörter erhalten haben, die im Alten Testament und dem übrigen jüdischen Schrifttum ihre religiköse Bedeutung gewonnen hatten. In der alt-griechischen Literatur heisst seinem Wortsinn nach eu lo,gein inhaltlich und formal „gut reden“, d.h. entweder in schköner Sprache reden oder gut von jemandem sprechen. Zwar tauchen in der alt-griechischen Religion die Gkötter als Helfer und Beschützer der Menschen auf, vollziehen aber nicht irgendwelche segnenden Handlungen. Sobald auf einer Inschrift aus dem
III. Jh. v. Chr. (Ditt Or I 74,1) der BegriffВ Qeou eulogia auftaucht, handelt es sich um einen Juden. Der Segen im Judentum der Zeit Jesu wird nach ganz bestimmten Regeln vollzogen, welche sich ihrem Grundbestande nach lange vor der Zeit Jesu herausgebildet haben. Was das Tischgebet betrifft, hatte es strenge Vorschriften, dass man nichts geniesst, bevor man nicht einen Segen gesprochen hat. Alle Benediktionen begannen mit den Worten: Gepriesen
( $wrb /В euloghtoj ) seist Du,В hwhy unser Gott, Kkönig der Welt“. Die Fortsetzung war verschieden. Sie lautet vor dem Genuss von Brot: „der Du das Brot lässest aus der Erde hervorgehen“. Isst ein einzelner etwas, so spricht er den Segen für sich. Bei gemeinsamen Mahlzeiten wird deren Hauptteil mit einem Tischgebet erköffnet, das in der Regel der Hausherr spricht. Dazu nimmt er das vor ihm liegende Brot in seine Hand. Den Lobspruch bekräftigen die Gäste mit einem „Amen“. Wenn dies verklungen ist, bricht der Hausvater das Brot und reicht es denen, die mit ihm am Tische sitzen. Er selbst isst zuerst. Nicht die Speise wird auf diese Weise gesegnet und dadurch in einen anderen Zustand versetzt, sondern der Lobspruch gilt dem Schköpfer, Der über die Früchte verfügt. Nach Schluss der Mahlzeit folgt das gemeinsame Tischdankgebet, die „Lobpreisung für die Speise“. In der Regel fordert der Gastnehmer den vornehmsten Gast auf, es zu sprechen. Nach der Aufforderung „Lasst uns den Segen sprechen“ ergreift dieser den „Segensbecher“ und spricht das aus 4 Bendediktionen bestehende Tischgebet. So wird das ganze Mahl zur eulogia.
Wir sehen, dass in unserem Text Jesus als ein jüdischer Hausherr handelt. Einen eigenen Zug bringt Er in diesen Vorgang dadurch hinein, dass Er den Blick bei dem Gebet nicht, wie es vorgescheschrieben war, senkt, sondern zum Himmel erhebt. Das kkönnte dadurch erklärt werden, dass nicht eine gewköhnliche Mahlzeit eingenommen wird, sondern ein Wunder geschehen soll. Oder, dass es Sein einzigartiges Verhältnis zum Vater so lebendig machte. Der Markus -Text markiert diesen Blick zum Himmel auch getrennt vom eulogia –Ritus, indem er darüber einzeln mitteilt.
o kofi,noj (V. 43) - Ich perskönlich verbinde die Unklarheiten, die heutigem Leser bei der Erstbekanntschaft mit diesem alten Text entstehen kkönnten, damit, dass er viele veraltete Begriffe enthält, und damit, dass sie auch mit veralteten Wkörtern übersetzt werden, was aber ziemlich oft ein unlkösbares Problem bleibt, weil heute z.B. die Gegenstände, die schon durch andere heutzutage ersetzt sind, auch neue Begriffe erhalten haben, die für die alten Gegenstände nicht mehr passen und hätten den Text, die doch der Leser un- oder bewusstsein im Kontext damaliger Zeit liest, verirren kkönnen. So nehmen wir als Beispiel das Wort aus unserem TextВ o kofi,noj . Гњberwiegend gebrauchen alle Bibelübersetzungen das Wort „Korb“, die Eberfelder-Bibel hat ein mehr präzisierendes Wort benutzt: „Handkorb“. Da aber der Verwendungszweck dieses Korbes für die Juden die Reise war, scheint es mir nkötig zu sein, den Zweck in der Гњbersetzung zu verstehen und o kofi,nojВ als Reisetasche zu übersetzen. Nur in unserem Verstand sieht die Reisetasche ganz anders aus als die damalige Tasche, die sie auf die Reise mitnahmen. Das Fassungsvermkögen der modernen und der damaligen Reisetaschen, was in diesem Text aufzuzeigen äusserst wichtig ist, ist auch unterschiedlich. So findet sich o kofi,noj als eine Idee, als eine Vorstellung von diesem Gegenstand damals, als ein Sem keine sozusagen Einfleischung in der schriftlichen Form heutiger Schrift bzw. Sprache. So stkört letzten Endes dieses einfache Wort, wenn also es bei dem Leser keine richtige Vorstellungsidentifikation findet, das Wichtigste: unser Verstehen des ganzen Sinnes dieser Geschichte, die uns sehr genau mitteilen will, wieviel Brote übriggeblieben waren und durch dieses alte Wort ohne ergänzende linguistisch Deutung ist es bloss unmköglich.
Pragmatik
IV.1. Mittel der Leserlenkung
V. 34 Die Kranken waren diesmal nicht dabei, weil – so V. 33 – die Leute liefen, was den kranken unmköglich ist. Deswegen geschiet hier kein Wunder der Heilung.
V. 36 Die Volksmenge blieb noch da und wartete noch auf etwas. Um dieses Warten der Volksmenge zu markieren, geht der Verfasser auf die Worte Seines Lehrens nicht ein. Wir sehen, dass das Volk bei allen Worten Jesu zugehkört hat; aber das war noch nicht erwünschtes Ziel ihres Kommens; sie warten immer noch, sie bleiben weiterhin. Die Volksmenge folgt Jesus überall hiterher; auch wegen Seiner gewaltigen Lehre. Sie bleiben, weil sie Ihn immer noch hkören wollen. Das sehen wir aus dem ganzen Kontext der Evangelien. Aber eine Speisung hatt sie doch noch nie erlebt, das konnten die Leute doch nicht erwartet haben. Das muss Jesus unbedingt verstehen; das verstehen aber die Jünger nicht. Wenn sie jetzt fürs Volk die Speise kaufen würden, dann würden die Leute essen aber nach dem Essen würden sie hier jedenfalls weiterhin dableiben, denn sie warten darauf, etwas Besonderes zu erleben.
Vom V. 36 bis V. 39 haben wir im Text eine Konzentration von Imperativen.
V. 37 „Beim echten Rat muss der Ratsuchende Entscheidungsfreiheit bewahren“. An der Stelle sehen wir, dass die Jünger genug Zeit von Jesus bekommen haben, Seine Worte auszuführen. Und wenn sie schon die Lkösung gefunden hatten, den Einkauf für die hungernden Leute zu erledigen, führte Jesus sie zum wirklichen Weg der Problemlkösung, indem Er sie anwies nachzuschauen wieviel Brköte sie noch auffinden konnten.
V. 41 Die Anwesenheit Gottes durch die Kommunikation Jesu (Der in diesem Fall als Vermittler zwischen Gott und allen anderen in diesem Bericht dasteht) mit Ihm durch den Aufblick zum Himmel und den Segen. Diese Handlungen Jesu zeigen die Vollmacht Jesu, dass sie vom Himmel kommt. An dieser Textstelle, wo berichtet wird, dass Jesus Seine Augen zum Himmel erhob, kommt Gott in Aktion. Hier wird uns die Quelle der Dynamis des Wunders gezeigt: Der, zu Dem das Gebet emporgestiegen ist, bzw. Der, Der im Himmel ist. Das alles aber geschieht im Text in indirekter Weise, denn es wird hier weder Name noch Titel Gottes genannt. Es wird im Text keine Erklährung gegeben, wie das Wunder geschah, es wird nicht direkt, sondern indirekt gezeigt, wenn Markus darauf hinweist, dass Jesus betete und zwar zu Dem, Der im Himmel ist.
Das Staunen der Menge wird nicht erwähnt.
Wie schon früher bemerkt wurde, lernen wir im Text die Jünger als mit die Apostel kennen. Jesus wird im Textsabschnitt Mk 6, 30 – 44 vom Verfasser nicht tituliert. Und trotzdem wird uns Seine Würde durch einige sprachliche Zeichen klar:
- die Apostel werden hier als Jünger bezeichnet; Jesus wird zwar nicht benannt, aber doch deutlich als ihrer Lehrer hervorgehoben: mittels der Imperative in der Rede zu den Aposteln und mittels des Gehorsams der Jünger in Bezug auf diese Imperative.
- die Volksmenge eilt zu Jesus als zum Hauptheld.
- Jesus lehrt alle Akteure.
Deswegen wird der Imperativ vonseiten der Jünger als Bitte und vonseiten Jesu als Bitte bzw. Befehl zu Erfahrung und Macht in dieser Situation.
Es werden alle Helden der Geschichte dem Leser schon in den ersten Versen dieses Textabschnittes vorgestellt, sie gehen jetzt zu dem Ort, wo die ganze Wundergeschichte geschehen wird. Der Leser eilt ungewollt beim Lesen zu demselben Ort; zu diesem Ergebnis verhelfen einige Präsens-Wkörter des Einleitungsstücks. Im Vers 34 sind wir alle schon an diesem Platz. Nun kommt der wirckliche Anfang des Aktes: kai. evxelqw.n ... o` VIhsou/j.
Interessant ist der Zusammenhang zwischen den Verben in den Versen 33 und 34:В sunh/lqon pro.j auvto.nВ ГџГ В kai. evxelqw.n ... o` VIhsou/j.
So sehen wir in Vers 43, dass eigentlich erst dann, als alle schon an diesem Platz aufgetaucht sind, der Hauptheld ERSCHEINT. Sofort wird einer der in diesem Text ziehmlich seltenen Kommentare: Markus zeigt uns die innerliche Bewegung Jesu: Er hat Mitleid. Hervorstehend in diesem Bericht, da sonst überall im Neuen Testament die Worte bzw. Lehre Jesu als einigermassen übergeordneter Aspekt über Seine Handlungen gezeigt werden; das ist in diesem Text nicht der Fall: die Lehrworte, die Er zur Volksmenge an diesem Ort vor der Ausführung dieses Wunders aussprach, wurden nicht überliefert, auch noch nicht einmal der Hauptgedanke vorgestellt; auch das Wunder der Vermehrung der Brote und Fische geschah hköchstwahrscheinlich mittels der Worte des Segens, von welchen in Vers 41 gesprochen wird, sie sind auch nicht besonders erwähnt. Das gehkört wircklich zu den Besonderheiten, dass Markus weder Worte der Lehre, noch die Worte der Segnung der Speise, die das Wunder erzeugt haben, Markus erwähnt. Er ist vköllig auf das Resultat konzentriert.
Kai. h;dh w[raj pollh/jВ zeigt uns eine zeitliche Distanz bzw. die Dauer des Lehrens Jesu.
Um den Leser zur innerlichen Bewegung über diese Geschichte zu bringen, benutzt der Autor des Textes einen Kommentar von sich selbst:
kai. evsplagcni,sqh evpV auvtoi/j.
Auch bringt er hier ein Beispiel für die bildliche Vorstellung des Lesers:
h=san w`j pro,bata mh. e;conta poime,na.
Um den Vollzug des Wunders zu akzentuieren, hat der Verfasser die eigentliche Bedeutung dieses Wunders zum aller Ende der Erzählung berichtet.
Im Text werden die Zahlen besonders akzentuiert: ihnen gibt der Autor besonderen Wert, weil in der Vermehrung das tatsächliche Wunder liegt.
Der Text ist mit offensichtlicher Einfachheit geschrieben, in dem Sinne, dass der Autor an keinen sinnfälligen Hintergrund, über welchen der Leser selbst nachforschen sollte, gedacht hatte. Alles, was dem Verfasser für seinen Leser als nicht deutlich genug erscheint, bemühte er sich im Text zu erklären.
Man bemerkt keine besonderen und merkwürdigen Verfasser – Leser – Beziehungen im Text, ich sehe keinen bestimmten Leser, den Markus für diese Textstück im Blickfeld haben konnte: keine direkte Anrede, Frage oder irgendetwas dergleichen gibt es im Text. Ich würde deswegen behaupten, dass der generelle Adressat sozusagen für diesen Text bestimmt ist.
Der Bericht gibt dem Hkörer die Anregung zu einem Umdenken: die Autorität der Person Jesu in den Augen des Lesers zu erhköhen, indem wir sehen, dass so viele Leute alle mkögliche Barrieren überwandten, um Ihn einfach zu hkören, indem dieser Mensch als Lehrer Jünger hatte, die Seine Aufträge eifrig erfüllten, indem Er gut zu den Menschen war, indem Er Vollmacht vom Himmel hatte, indem Er letzten Endes das Wunder der Speisung der hungrigen Menschen vollbracht hat! Alles hier Aufgezählte kann die Erkenntnis über Jesus erneuern, ja mindestens erweitern. Das ist mikrostrukturell so, und makrostukturell; wenn wir jetzt die pragmatische Analyse dieses Textes mit dem Inhalt des ganzen Neuen Testaments verbinden werden, sehen wir im Text noch mehr: wir kkönnen doch auch in jeder aktuell entstandenen Not diesem Jesus vertrauen: wie auch in dieser Geschichte würde ALLEN geholfen, wenn sie nur Jesus fragten oder schlechthin Ihm folgten; so lasst uns zu Ihm hinstreben, wie es diese Volksmenge tat, lasst uns Seine Wunder in unserem Leben sehen; wir haben doch bestimmt auch etwas weniges, was in den Händen Jesu vermehrt und uns wieder verteilt werden kann! Ich muss hier bemerken, dass die makrostrukturelle Analyse der Geschichte mehr zum Herzen des Hkörers spricht, als zum blossem Vernunft.
Der Autor beschreibt, berichtet, teilt mit, erzählt, bemerkt.
Der Text sympatisiert mit allen Personen in dem Bericht, es gibt hier keinen Widerstand zwischen irgendwelchen Extremen des Guten und des Bkösen. Hier wird nur die Not behoben. Auch das Bedürfnis nach Essen wird dem Menschen hier nicht als etwas Bköses, sondern als etwas Natürliches gezeigt.
Der Leser wird hier zu nichts aufgerufen, der Text wirbt nicht. Und wenn der Leser sich mit jemandem in diesem Text identifizieren will, so wird er es eher mit den Jüngern machen, als mit der Volksmenge, weil die letztere im Text eher als allesumfassendes, generisches Phänomen gezeigt wird, wobei wir keine einzelnen Gesichter unterscheiden kkönnen (wie bei einer Herde), die Jünger werden zwar auch nicht als Einzelwesen gezeigt, aber wir hkören ihre Stimmen in dieser Erzählung, warten auf ihre konkreten Reaktionen, wenn sie mit ihrem Lehrer sprechen, schätzen ihre Entscheidungen u.s.w. u.s.f.
Der Verfasser selbst tritt hier als ein Beobachter von der Seite her auf.
Die einzige Bedingung, die nur als Element der Exegese dargestellt werden kann, wäre diese, dass für eine Vermehrung unbedingt muss schon etwas vorhanden sein müsste.
Der Text stellt keine Frage.
Es ist eine sehr passende Stelle für eine Mitteilung des Teilnehmers.
IV.2. Wirkung des Textes.
Beim Lesen dieses Textabschittes entsteht vor den Augen des Lesers seine eigene Welt.
Wenn ich den Text ohne solche ausführliche linguistische Analyse früher las, hat er mich nicht besonders ergriffen: mich stkörten unklare veraltete Begriffe, mir fehlte die Kulmination - der Kern der Wundergeschichte, die ich wirklich für ein Wunder hielt, dafür sollte er wie eigentlich jede starke Kulmination, explodieren. Grob gesagt wurde für mich der Text charaktersschwach. Viele Dinge sind mir aber bis jetzt fremd: der Vergleich mit den Schafen, von denen ich wenige Vorstellung habe, die „Kkörbe“ als hier vorher nicht erwähnten und dazu unbekant aussehende stkörten mir besonders stark. Ehrlich gesagt war für mich diese Geschichte nicht interessant. Ich fand nicht heraus, wie ich sie auf mein Leben projizieren kann. Bei näherer Betrachtung des Textes habe ich jetzt für mich folgende Details gefunden: Der erste Teil (V. 30 bis 34) führt den Leser stufenweise ins unmittelbaren Geschehen hinein.
In mündlicher Form ist der Text vköllig vorstellbar, denn in ihm sind keine Anzeichen, dass er nur für die schriftliche Existenz passen würde.
Einzelne Beobachtungen:
Die fischreichste Zeit war die Regenzeit von Mitte Dezember bis Mitte April des jeweiligen Jahres.
Der Standabschnitt, an dem Jesus mit Seinen Jüngern am See Gennezareth landete, liegt am ostwärtigen Ufer des Sees, gegenüber von Tiberias.
Es erhält das Gras in drei Evangelien, in denen es erwähnt ist, eine gesteigerte Bedeutung:
bei Mt ist es bloss natürliche Voraussetzung des Lagerns im Freien;
bei Mk dient es zur Anschaulichkeit, weshalb die Farbe des Grases erwähnt wird;
bei Joh erscheint es in einer Fülle, wie eine von der Vorsehung besonders gefügte Ausstattung eines Ortes.
Der synoptische Vergleich der Speisungsgeschichte in allen vier Evangelien ergibt eine ziehmlich feste Гњbereinstimmung.
Wären keine Brote und Fische da gewesen, wäre kein Wunder geschehen?
Schlusswort
Der Text Mk 6, 30 – 44 ist minora ad majora eigentlich nach allen Parametern: wir sehen die Vermehrung, VergrkösserungВ und SteigerungВ eigentlich in der ganzen Struktur des Textes: im Eingangsstück geschieht eine Steigerung in dem Bericht, die uns das Versammeln der Leute an einem Ort demonstriert, weiterhin liegt die Betonung darauf, wie viel und wie lange Jesus lehrte die Volksmenge, dann beginnt die generelle Vermehrung – die Vermehrung der Speise, und die ganze Struktur des Textes zeigt ebenso auch, dass die Kulmination am Ende des Berichtes ist. Dieser Hköhepunkt der Geschichte ist keine Kulminaton des Handels Jesu, sondern der Bericht selbst.
Die ganze Geschichte ist die Bewegung.
Das Ziel des Textes ist schlechthin, das grosse Wunder, das Jesus damals gemacht hat, aufzuzeigen. Dieses Wunder beeindruckte alle vier neutestamentlichen Evangelisten: das ist das einzige Wunder, das sie alle erwähnen.
Da Lesen als Entschlüsselung im Auffinden von Sinnzusammenhängen zwischen den Elementen des Textes verstanden wird, ist Lesen prinzipiell nie abgeschlossen.
Vieles kann gar nicht anders als durch Erzählungen vermittelt werden.
Гњbersetzung
30. Und die Apostel versammelten sich zu Jesus und berichteten Ihm alle grosse Dinge, welche sie taten und welche sie lehrten.
31. Und Er sagt ihnen: Wohlan ihr selbst müsset allein an einen köden Ort, und ihr sollt euch ein wenig erholen.
Denn die, die kamen, und die, die herankamen, waren zahlreich, und sie hatten aber nicht genug Zeit zu speisen.
32. Und sie entfernten sich allein in dem Schiff zu einem köden Ort.
33. Und viele sahen sie wegfahren und erkannten sie und liefen zu Fuss von allen Städten dorthin zusammen, und sie gingen ihnen zuvor und sie sammelten sich zu Ihm.
34. Und als Jesus ausstieg, sah Er eine grosse Volksmenge und hatte Mitleid zu ihnen, weil sie wie Schafe waren, die den Hirte nicht haben, und Er fing an, sie viele Dinge zu lernen.
35. Und weil schon eine lange Zeit vorbei war, kamen Seine Jünger zu Ihm und sagten, dass der Ort köde ist und es schon viele Zeit ist:
36. Entlasse sie frei, dass sie in die Landflächen im Umkreis und Dkörfer weggehen, sich etwas kaufen (und) essen.
37. Er sagte ihnen, antwortend: Gebt ihr ihnen zu essen. Und sie sagen Ihm: sollen wir weggehen, Brote für zweihundert Denare zu kaufen und werden wir ihnen zu essen geben (?)
38. Er aber sagt zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Führt darunter, seht! Und als sie erkannt hatten, sagen sie: fünf, auch 2 Fische.
39. Und Er trug ihnen auf, dass alle zu einer ein Zusammenschmausen (Tischgemeinschaft) (nach) Zusammenschmausen auf der grünen Weide lagerten.
40. Und es lagerten sich Abteilungen (nach) Abteilungen (gruppenweise)gegen hundert und gegen fünfzig.
41. Und Er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel hinauf, segnete und
42. Und sie assen ale und wurden gesättigt.
43. Und sie hoben auf an Brocken 12 Handkkörbe voll und von den Fischen.
44. Und dijenigen, die die Brote gegessen hatten, waren 5000 Männer.
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