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Startseite / Praktische Theologie / Soll in der Predigt vom Handeln Gottes die Rede sein?
Soll in der Predigt vom Handeln Gottes die Rede sein?Textgrundlage: Knieling, Reiner: Predigtpraxis zwischen Credo und ErfahrungDer Erfolg der Predigt liegt an der Predigt oder am Prediger selbst? Der deutscher Missionär Reinchard Bonnke predigt das Evangelium in Indien. Mehr als 1 Mio. Menschen kamen seine Predigt zu hkören! EinleitungReiner Knieling führt das ganze Handeln Gottes nur auf drei Ereignisse zurück: В«Aufgrund der jeweiligen kirchlichen Bedeutung konzentriert sich die Untersuchung auf folgende drei Festkreise des Kirchenjahres: Weihnachten, Passion, Ostern.В» Alle diese drei Arten des Handelns Gottes kann man aber mit Recht für ein Handeln halten, und zwar für das Heilshandeln Gottes: Gott ist als Mensch auf die Erde gekommen (Weihnachten), hier gestorben (Passion) und auferstanden (Ostern), nur um der Rettung des Menschen willen. Zwar ist das Aufteilen des Handelns Gottes auf diese drei Aspekte absolut nicht üblich. Ein klassisches Aufteilen des Handelns Gottes wäre die Erstreckung des Handelns Gottes auf Schköpfung, Versköhnung, Erlkösung und Vollendung der Welt. GliederungDie Arbeit ist in vier Kapitel gegliedert. Der eigentliche Inhalt des Themas ist auf drei Kapitel: “Probleme: Argumente dagegen”, “Perspektive: Argumente dafür” und “Zusammenfassung: Versuch einer Antwort” verteilt: die Absonderung der positiven und negativen Voraussetzungen in ein eigenes, selbstständiges Kapitel ermköglicht meiner Meinung nach, alle Argumente genauer abzuwägen, um in Kapitel IV zu einer konkreten Antwort auf die Frage zu kommen, ob in der Predigt die Rede vom Handeln Gottes sein sollte. FragenDas eigentliche Thema der Arbeit ist selbst als Frage formuliert, so dass es die Aufgabe der gegebenen Arbeit ist, Antwort darauf zu geben, ob in der Predigt die Rede vom Handeln Gottes sein soll. In den ersten Kapiteln В«Probleme: Argumente dagegenВ» und В«Perspektive: Argumente dafürВ» müssen - wie schon aus ihren Titeln klar hervorkommt – negative und positive Argumente besprochen und abgewogen werden, um in Kapitel IV В«Zusammenfassung: Versuch einer AntwortВ» die Frage des Themas deutlich zu beantworten. Charakteristik der Quelle Die Gliederung ist bei dem Verfasser in einem eigenen Paragrafen В«Aufbau und VorgehensweiseВ» erklärt: jeder einzelne von den o.g. drei Festkreisen des Kirchenjahres - Weihnachten, Passion, Ostern – ist noch in drei Teile gegliedert: Dass der eigentliche Inhalt mit den Osterpredigten angefangen wird, hat bei ihm theologische Gründe: В«Mit dem, was an Ostern gefeiert wird, ist der christliche Glaube entstanden. Dass der auferstandene Jesus von Nazareth seinen Anhängern erschienen ist, ist Grundlage der Ausbreitung des christlichen Glaubens. Von Ostern her wird dann auch der Weg der Passion Jesu gedeutet und die Frage beantwortet, wo der herkommt, den Gott auferweckt hat (Weihnachten).В» Der Autor hat die dem Thema des Buches entsprechenden Predigten und Predigthilfen untersucht. Zur Aktualität des Themas Ideologischer Hintergrund,welcher mköglicherweise zu einem Fehler führen kkönnte, ist meiner Meinung nach der denominationelle Unterschied der Predigten vom Handeln Gottes. Das bemerkt der Autor selbst: В«Auf welche Aussagen würden Sie Wert legen, bei welchen anderen zu knurren beginnen? Dieses Identifikationsspiel kann man auch im Blick auf andere Konfessionen unternehmen. Was hat aus seiner Sicht ein katholischer Kollege, was dagegen aufgrund seiner Tradition und seiner Spiritualität ein orthodoxer Priester zu meinem Text zu sagen?В» Dieser offensichtliche interkonfessionelle Sinnunterschied zwingt mich an der Stelle zu sagen, dass in der gegebenen Arbeit hinsichtlich des dogmatischen Begriffes „Handeln Gottes“ die Position des evangelischen Theologen dargestellt sein wird. Ideologischer Hintergrund Probleme: Argumente dagegenSpezifika des christlichen Verständnisses des Handelns Gottes PassionspredigtWegen der Schwierigkeit, dieses Geschehen vom normalen menschlichen Gesichtspunkt der Vernunft her zu begreifen, entsteht als logische Folge das Problem, wie die Kreuzigung als Handeln Gottes (wenn man dieses Ereignis überhaupt dem Handeln Gottes zurechnen kann) gepredigt werden muss. Für die menschliche Erfahrung und deren Verständnis – betont R. Knieling – wäre die Rede in der Predigt darüber ganz unklar, dass Gott Seinen eingeborenen Sohn ans Kreuz nageln lässt: in erster Linie, weil Gott in der christlichen Weltanschauung als Liebe verstanden wird und in zweiter Linie, weil unter diesem Alltäglichen keine Aussergewköhnlichkeit verborgen ist, um zu sagen, dass darunter bzw. darin die Hand Gottes sichtbar sein kann, denn der gewaltsame Mord ist für jeden, der potenziell als Predigthkörer/in betrachtet werden kann, alltägliche Wirklichkeit, um so mehr heute – dank der modernen Massenmedien, durch welche dies in allen Ausführlichkeiten (durch Fernsehen) ins Haus gebracht wird. Wenn heute nach der Beteiligung Gottes in solchen tragischen Ereignissen gefragt wird, dann gerade nicht in dem Sinn, wo und wie genau hier Gott sich äussern lässt, sondern im umgekehrten Sinn: warum war Gott in aller Seiner Allmächtigkeit nicht da? В«Wo war denn Gott?В» - ist die übliche menschliche Frage in solchen Situationen.ВR. Knieling markiert in Bezug auf das Reden auf der Kanzel in der Kirche über die Kreuzigung drei problemhafte Seiten:
Diese drei problematischen Aspekte kkönnen die Fragestellung darüber, ob es sich überhaupt lohnt, die Rede vom Handeln Gottes mindestens in der Passionsrede zu führen, als vköllig legitim erweisen, weil diese oben erwähnten Aspekte schon von ihrer dogmatischen Seite her unheimlich kompliziert und bisher nicht eindeutig in der Theologie beantwortet sind. Wegen dieser drei Punkte a) bis c) gibt es die Gefahr besonders in der Passionspredigt, einen falschen Gesichtspunkt einzunehmen. Folgendes Argument gegen die Rede vom Handel Gottes in der Predigt kkönnte man aus der Bibel entnehmen und sagen, dass die Verkündigung irgenwelcher Beteiligung Gottes im Geschehen dessen, was vor zweitausend Jahren auf Golgatha stattfand, doch als barer Unsinn erscheint. Die Besonderheit dieses Ereignisses für das Verständnis und deswegen auch für die Predigtrede wird schon vom Apostel Auf dem Grund des Obengesagtes sind, wie man sieht, vier o.g. ernste Probleme, die die Rede vom Handeln Gottes unter in Zweifel in der Passionspredigt ziehen: wegen des dogmatisch erschwerten Verständnisses der Teilnahme und der Aktivität Gottes im Ereignis der Kreuzigung des Messias kkönnen verschiedenartige sinnentstellende Fehler im Predigttext entstehen. Die Folgerungen und Sinnschlüsse einer solchen Predigt wären dann unwiederbringlich verfälscht. Auf diese Weise kkönnen die Argumente gegen die Rede vom Handeln Gottes in der Predigt auf folgenden Gedanken basieren: wenn man vom Handeln Gottes predigt, so muss es gut erläutert werden; es geht aber weit über die Grenze des menschlichen Verstandes und der menschlichen Worte hinaus. Auch die menschliche Erfahrung ist in den Erläuterungen des Handelns Gottes in der Predigt bei weitem nicht ausreichend und ist zu sehr begrenzt für solche Erklärungen und Darstellungen. Unter der Gefahr einer unkorrekten Darstellung kann die Rede vom Handeln Gottes beim Kreuzigungsthema fallen: wegen ihrer mköglichen Darstellung als heilsnotwendig. Unter dem Strich kkönnte man schon annehmen, dass in der Passionspredigt kein einziges Wort vom Handeln Gottes sein sollte. Und wenn es wirklich der Fall sein soll, entsteht logischerweise die Frage, ob die Rede vom Handeln Gottes nicht für jede Predigt passend ist. WeihnachtsredeDas Problem beim Predigen des Handelns Gottes in der Weihnachtspredigt liegt eben darin, dass manchmal in den wichtigsten Themen der christlichen Lehre das Handeln Gottes schwer erkennbar ist. Das haben wir eben in der Betrachtung des Ereignisses der Kreuzigung Jesu Christi gesehen. Hinsichtlich des Weihnachtswunders bemerkt der Autor, dass die Menschwerdung Christi inhaltlich-homiletisch leichter als eine Aktion Gottes erkennbar ist als die Auferstehung oder um so mehr die Kreuzigung Christi, В«weil es da ja um das Kommen Gottes als Mensch zum Menschen und um die Annahme des Menschen geht.В» Und trotzdem ist es nicht absolut problemlos. Die Menschwerdung Gottes rechnet der Verfasser wegen der Distanz zur menschlichen Erfahrung auch als Thema des Weihnachtsfestes zu den Spezifikationen des christlichen Glaubens. Als das erste und wichtigste Spezifikum nennt R. Knieling die Tatsache, dass der Gottessohn in die Niedrigkeit kommt. Er, der an der Schköpfung des Kosmos beteiligt war, nimmt jetzt Knechtsgestalt an.Das Problem in der Entfaltung des Themas vom Handeln Gottes in der Weihnachtspredigt sieht der Autor absolut in demselben Punkt, wo er es in der Passion auch gesehen hat: geschichtliche Einmaligkeit des Ereignisses macht das Thema zu dem Besonderen und lässt es nicht allseitig entfalten, wie es eigentlich in der Tat in jeder anderen Predigt mköglich wäre. Es sind hier keine Verallgemeinerungen und Prinzipialisierungen bestimmter Einsichten rund um das Geburtsereignis mköglich. Eine weitere Komplikation in der Weihnachtspredigt hinsichtlich der Darstellung des Handelns Gottes ist die Erniedrigung Gottes bis zur untersten Ebene des Menschen: В«Der die Knechtgestalt annimmt, ist der, der an der Schköpfung des Kosmos beteiligt war... Der wird Mensch, der als Gottessohn gibt und gebietet, richtet und verzeiht.В» Diese Erniedrigung von Gottes eigenem Sohn gehkört eben zu dem Handeln Gottes in der Weihnachtsbotschaft. Wie man sieht, ist es ebenso problematisch wie im Fall mit der Passion. Noch schwerer in diesem Sinn ist für die Entfaltung des Handeln-Gottes-Motives, dass die Offenbarung Gottes in der Geburt Jesu die Voraussetzung für Sein weiteres Handeln am Kreuz und bei der Auferstehung ist, und das muss in der Predigt unbedingt aufgezeigt werden. Gericht als Handeln Gottes:Noch ein Thema kann aus dieser Perspektive für die Predigt für die Entfaltung der Rolle des Handelns Gottes kompliziert sein: nämlich Gottes Gericht an der Menschheit. Den problematischen Punkt hierin sieht der Autor darin, dass in dieser Thematik dogmatisch komplizierte Fragen auf einen Platz zulaufen: vor dem Freispruch bzw. der Versköhnung kommt unbedingt das Gericht Gottes, und darüber muss auch die Rede in der Predigt sein: Gott als Richter und der Mensch als Angeklagter; da ist doch auch die Rede vom Handeln Gottes. Den Predigtzuhkörer(n)/innen muss klargemacht werden, dass die Schuld des Lebens erkannt und anerkannt werden muss. Soll in der Predigt die Rede davon sein, dass das Gericht auch unter dem anderen Handeln Gottes zu sehen ist? Das Schwarze, welches nach R. Knieling der Predigtpfeil letzten Endes in den Hkörer/innen treffen muss, ist das Innerste - sei es bewusst oder unbewusst -: die menschliche Selbstbezogenheit, die darin besteht, dass В«sie Gott nicht als Herrn anerkennt und ihm in seinem (Heils-)Handeln nicht Recht geben mköchte.В» Eigentlich ist das Handeln Gottes für das christliche Verständnis leicht mit dem Heilshandeln identifizierbar, und deswegen entsteht hier ein ähnliches Problem, welches wir in Bezug auf die Predigt über die Kreuzigung gesehen haben, wenn die Gefahr besteht, das Thema als eine 'Heilsnotwendigkeit' zu predigen. Actio und passio des menschlichen Handelns im Handeln Gottes Kann es homiletisch sinvoll sein, vom Handeln Gottes in der Predigt zu sprechen? Perspektive: Argumente dafürВ В В В В В В В В В В В ВIm vorherigen Kapitel sind einige Aspekte aufgedeckt worden, die als Argumente gegen die Rede vom Handeln Gottes in der Predigt eingeschätzt werden und die eindeutig die positive Antwort auf die generelle Frage dieser Arbeit erschweren. Das nun folgende Kapitel ist der Platz für die positiven Argumente zu dem zu betrachtenden Thema. Spezifika des christlichen Verständnisses des Handelns Gottes In diesem Zusammenhang verschmilzt bei dem Verfasser die semantische Grenze zwischen der Verwendung der Begriffe В«AuferstehungВ» und В«AuferweckungВ», weil er meint, dass die beiden Termini die Einmischung Gottes in das Ereignis gleich gut wiederspiegeln: wird das Wort В«AuferstehungВ» gesagt, so ist es klar, dass Gott den Christus auferstehen ließ; wird В«AuferweckungВ» gesagt, ist gleichzeitig klar gemacht, dass Gott auch hier als Subjekt des Geschehens auftritt. WeihnachtspredigtDie Mköglichkeit und die Berechtigung, vom Handeln Gottes an Weihnachten zu predigen, hängt auch wie die oben betrachtete Predigt am Karfreitag vköllig von der Wahl der richtigen Inhaltsperspektive ab. Im vorherigen Kapitel wurde das Problem erkörtert, welches der Autor bezüglich der Weihnachtspredigt aufdeckte: worin genau müssen wir eigentlich das Handeln Gottes in dem erniedrigten Kommen Gottes als Mensch in die Welt sehen? Das Aufzeigen der ErniedrigungВ Gottes (z.B. der Geburt im Stall) in Seiner Menschwerdung muss unbedingt vor den Predigthkörer(n)/innen so entfaltet werden, dass ein solches Auftreten des Herrn in der menschlichen Geschichte im Horizont Seines Dienstes gegenüber den Menschen zu sehen ist: das lässt sich allein von der Perspektive Seiner Auferstehung und der Verherrlichung her sehen. Gericht als HeilshandelnWeil also das Handeln Gottes als theologisches Thema in sich nicht wenige Spezifikationen enthält, ist es um so mehr notwendig, diese der Gemeinde zu erläutern. Das betrifft auch das Thema des Gerichtes, В«damit nicht andere Gerichtsinstanzen sich unbemerkt an die Stelle Gottes setzen.В» Und noch dazu: В«Indem es Gott ist, der handelt, werden die menschlichen Kategorien durchbrochen. Dass in dem В«Vater, vergib ihnenВ» die Kraft der Versköhnung der Welt mit Gott und der Einbeziehung der Welt liegt, ist in Gottes Handeln begründet. Der Verzicht auf Gegenprojektion ist freilich nur ein Hinweis auf das Handeln Gottes, ohne dass dieses damit hinreichend beschrieben wäre. Doch die Predigt muss solche Hinweise wagen.В» Einmaligkeit oder Wiederholbarkeit des Handelns Gottes Im Kapitel mit den Gegenargumenten klang die Frage von der Aktualität und Wirksamkeit der Predigt von der Rede vom Handeln Gottes an, dass die Behauptung entsteht, dass die Taten Gottes, die zeitlich längst vorüber sind, uns heute wohl nicht mehr aktuell und folglich nützlich sein kkönnten. Wenn in der Predigt die Rede von den Handlungen Gottes der vergangenen oder zukünftigen Zeit ist, dann müssen sie immer und unbedingt mit allen bekannten Methoden in die gegenwärtige, heutige, aktuelle Zeit und Situation projiziert werden. Kurz gesagt, es muss, wenn es das Predigtgeschehen betrifft, um dieВ G e g e n w a r tВ des Erhköhten gehen. Eine der von Knieling als Beispiel angeführten Predigten ist die Predigt von Hirschler. „Hirschler verzichtet darauf, die Gegenwart Gottes auf das Erleben von Gutem, Gelingen und Glück zu begrenzen und damit von diesen Begriffen her zu interpretieren. Er hält ausdrücklich daran fest, dass Gott in Christus in den Schwierigkeiten, im Scheitern und in der Schwachheit gleichermassen anwesend ist.“ Dass er also in der gegenwärtigen Zeit anwesend ist und nicht war. Das Handeln Gottes, wenn es am heutigen Menschen durch Sein Handeln in der in Aktion tritt, macht die Predigt gegenwärtig aktuell und von dieser Seite her zu einer gelungenen Predigt. Auch in diesem Sinne äussert sich Knieling bezüglich der Predigt vom Handeln Gottes als von einem im ganzen vielfältigen Prozess der Einbeziehung des Menschen in das Handeln Gottes (im Kapitel В«KreuznachfolgeВ» z.B.) Lebensrelevanz Zusammenfassung: Versuch einer AntwortDie Antwort auf die von Anfang an in diesem Thema gestellte Frage kann generell unbedingt aus der Perspektive ‚Was ist das Ziel der Predigt?’ beantwortbar sein. Der wichtigste Faktor nach meiner Meinung in der Entscheidung, ob die Predigt Platz für das Predigen des Handelns Gottes hat, ist der Faktor der Гњbereinstimmung bzw. Nichtübereinstimmung im Ziel jeder Predigt: wenn also eines der Themen der Predigt ihrem (Haupt-) Ziel nicht diente, wozu müsste man dann überhaupt darüber sprechen? Knieling rechnet auch mit weiteren mköglichen Ergebnisse der Predigt: В«Den Auferstandenen als erhköhten Herrn zu bekennen und sein Wirken ihm zu überlassen, davon lebt die Predigt und dazu lädt die Predigt ein.В»und noch etwas: es В«...spiegelt sich vor allem die Sehnsucht nach der Lebendigkeit des eigenen perskönlichen Lebens wider. Was als solche Lebendigkeit empfunden wird, kann ganz unterschiedlich ausgeprägt sein (Freiheit, Glück, Zugang zu eigenen Gefühlen, Befreiung von bestimmten gesellschaftlichen Normen).В» Die Predigt muss in der Lage sein, Alltagsprobleme und Bedürfnisse zu artikulieren und einer Lkösung näher zu bringen und letzten Endes zur Steigerung der Lebensqualität zu führen. Jede Predigt vom Handeln Gottes ist auf in rechter Art gehalten, В«wenn die Konsequenzen wirklich aus der für den Glauben geschehenen Veränderung der Welt durch die Menschwerdung Gottes und seinem Annehmen unserer Armut und Schwäche gefolgert und auch begründet werden.В» Die Argumente wurden auf den Gegenstand der negativen oder positiven Antwort auf die im Arbeitstitel gestellte Frage, ob in der Predigt die Rede vom Handeln Gottes sein soll, abgewogen. Die theologische Seite der homiletischen Problematik ist wohl die wichtigste. Und wie es sich ergibt, ist die Grundschwierigkeit, auf welche diese Frage stkösst, folgende: dass es sich in der Predigt um ein sogenanntes spezifisch-christliches Verständnis drehen muss: soll in der Predigt vom Handeln Gottes die Rede sein, wenn es um die Existenz des Bkösen in der von Gott geschaffenen Welt geht? wenn es um die Erniedrigung des Herrn geht? wenn es letzten Endes um die Rolle Gottes in der Kreuzigung Jesu Christi geht? u.s.ä. Die Frage bestand nicht, ob über diese Themen überhaupt gepredigt werden muss, sondern ob man diese Themen als gleichberechtigte Teile des Heilsplanes Gottes für die Menschheit predigen darf, und wenn ja, wo kann dann der Prediger genau sagen: „Seht, an diesem Zeitpunkt des ganzen Geschehens greift Gott ein!“ Besonders schwierig in diesem Sinne ist die Karfreitagspredigt: in ihr ist es besonders kompliziert, den Berührungspunkt des Geschehens mit dem Moment, wo Gott Sein Handeln zeigt, zu finden. Bei der näheren Betrachtung wurde festgestellt, dass alle Spezifikationen dieser Themen durch die richtige Perspektive – „von der Auferstehung her“ – erfolgreich zu lkösen sind, so dass diese grkösste Schwierigkeit nicht mehr als Haupt-Gegen-Argument dienen konnte. Eigentlich sind alle Argumente solcher Art, die ich manchmal auf fragende Weise formuliert habe, nach Knieling mittels des Kontextes, oder besser gesagt, mittels der Ganzheit der Predigtverkündigung lkösbar: d.h. die Kreuzigung muss aus der Perspektive der Auferstehung, das Gericht von der Perspektive der für die Menschen mköglichen Versköhnung mit Gott u.s.w. gesehen werden. Immer wieder taucht bei Knieling das Leitmotiv des Zusammenhangs im Predigtgewebe auf. Es wurde auch der Aspekt der Einmaligkeit und Wiederholbarkeit einiger bei R. Knieling erwähnten Predigtthemen erhoben. Und wie es gezeigt wurde, kann auch kein zwingendes Argument gegen das Predigen über Gottes Handeln gebracht werden, weil die Einmaligkeit eines Ereignisses in der Geschichte auch Lebensrelevanz haben kann, man muss nur darauf achten, dass es nicht zu einer Verallgemeinerung bestimmter Einsichten rund um diese Ereignisse (z.B. Passion oder Weihnachten) kommt. Die anderen Argumente gegen die Bejahung der Frage des Themas (actio und passio des Handelns des Menschen im Handeln Gottes, Lebensrelevanz u.a.) waren nicht so gewichtig wie diese zwei und wurden durch positive Argumente überwunden.В В В Die Predigt an Ostern ist für das gegebene Thema mit seiner Frage in homiletischer und dogmatischer Hinsicht nicht besonders problematisch, weil alle o.g. Argumente in ihr keinen Ansatz finden: das Handeln Gottes in der Auferstehung Jesu Christi ist leicht erkennbar und deutlich wiederspiegelbar. Deswegen hebt der Autor die Osterpredigt in diesem Sinne nicht hervor. Eigentlich ist alles, was ich in meiner Arbeit als negative Argumentation dargestellt habe, bei dem Autor des Buches „Predigtpraxis zwischen Credo und Erfahrung“ einfach eine Zusammenfassung der Probleme, die bei der Predigt solcher Art entstehen kkönnten. Er selbst stellt die Frage, ob in der Predigt die Rede vom Handeln Gottes sein soll, gar nicht unter Zweifel. Wie schon gesagt, ist die Antwort Reiner Knielings, ob in der Predigt die Rede vom Handeln Gottes sein soll, ein eindeutiges Ja. Und das ist auch meine Meinung. Homiletische Analyse der Predigt von Ulf Ekman "Gott will alle heilen" |
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